Wegweisender Wandel: Hybrid statt Diesel. Während IMOCA-Yachten grundsätzlich vom Wind angetrieben werden, schreibt das Reglement einen Motor für Sicherheits- und Energieversorgungssituationen vor – etwa beim An- und Ablegen oder in Notfällen. Die Klasse hat die Leistungsvorgaben jüngst erhöht: Statt 35 PS müssen die Boote jetzt über 45 PS starke Antriebssysteme verfügen. Die Crux: Wer beim klassischen Dieselantrieb bleibt, muss schwerer bauen – oder umdenken.

Team Malizia entschied sich für Letzteres – und nutzt nun die Chance, ein vollständig neues Antriebskonzept ohne Gewichtslimit zu implementieren. Kernstück des Systems ist der Molabo ARIES i50, ein 48-Volt-Elektromotor, der nicht nur effizient, sondern auch berührungssicher ist. Kombiniert wird er mit bestehenden Solarpanels, Hydrogeneratoren von Watt and Sea sowie einem Generator von Fischer Panda, der mit hydriertem Pflanzenöl (HVO) betrieben wird.

Das neue Setup bedeutet nicht nur einen emissionsarmen Antrieb, sondern auch mehr Unabhängigkeit: Die Speicherkapazität an Bord wurde erheblich vergrößert. Tagsüber gespeicherte Solarenergie reicht nun oft aus, um die Nacht durchzufahren – ganz ohne Generatoreinsatz. Sollte dieser doch gebraucht werden, verbraucht er dank HVO und hoher Effizienz nur halb so viel Treibstoff wie ein herkömmlicher Diesel.

„Etwas so Einfaches wie das Verlassen des Hafens kann nun komplett elektrisch geschehen – ohne auch nur einen Tropfen Diesel oder HVO zu verbrennen“, erklärt Jesse Naimark-Rowse, technischer Berater des Teams.

Die 48-Volt-Lösung ist nicht nur ein Plus für die Umwelt, sondern auch für die Performance: Das System ist leichter als herkömmliche Dieselanlagen. Adrian Patzak von Molabo betont: „Wenn eine Hochseeyacht wie die Malizia – Seaexplorer mit Solar- und 48V-Technik funktioniert, dann können das auch viele andere Schiffe. Diesel war gestern – die Technik für emissionsarmes Fahren ist da.“

Technischer Kraftakt mit Signalwirkung : Für Team Malizia war der Umbau ein komplexer, aber lohnenswerter Schritt. „Wir konnten viele bestehende Strukturen des Bootes beibehalten“, erklärt Technikdirektor Pierre-François Dargnies. Die finalen Systemtests laufen derzeit, um rechtzeitig zur Crewtrainingsphase und den bevorstehenden Rennen – darunter die Course des Caps und The Ocean Race Europe – startklar zu sein.

Neben dem neuen Antriebssystem erhielt die Yacht auch andere Upgrades: neue Foils (Version 3), leichtere Segel, optimiertes Cockpit für die Crewkonfiguration und überarbeitete Navigationseinrichtungen. Doch das Herzstück des Refits bleibt der Hybridantrieb – als Bekenntnis zur Nachhaltigkeit im Hochleistungssport.

„Wir wollten eine Antwort auf die Frage: Wie können wir um die Welt segeln, ohne fossile Brennstoffe, ohne Kompromisse bei der Leistung und im Einklang mit den neuen Regeln?“, sagt Boris Herrmann. „Diese Lösung ist unsere Antwort. Und wir hoffen, dass viele andere ihr folgen.“