Wehmut und Vorfreude prägen die Stimmung auf den 6 teilnehmenden Segelyachten aus 4 Vereinen. Die Saison ist fast zu Ende. Die Schiffe nehmen Kurs auf die Winterlager.  Und - es geht noch einmal raus, das Winterlager kann noch ein wenig warten.

Die Offshore-Youngsters Herbsttour: Eine lange Tradition vor der Winterpause.

Am Sonntag, dem 1. Oktober treffen sich im Anschluß an die Nachwuchsregatta „Commo-dore Cup“ die Skipper und Skipperinnen von „Haspa Hamburg“ (HVS), „Broader View Ham-burg“ (HVS) „Germania VI“ (Krupp Stiftung), „Fritzi“ (ASV München), „Trigon“ (FH Kiel) und „Morningstar“ (DSV), um die Route für die nächsten Tage festzulegen. Der Wind kommt aus West mit 4 Bft. Für den Dienstag sind Böen um die 30 kn. angesagt. Also einigt man sich auf die Reise von Travemünde über Bagenkop und Eckernförde zurück nach Kiel.

Gegen Mittag laufen die ersten Schiffe aus und nehmen Kurs auf Dänemark.

Die Reise führte im Norden an Fehmarn vorbei. Die Tunnelbauarbeiten zwischen Puttgar-den und Rødby stellten eine besondere navigatorische Herausforderung dar. Ein sich stän-dig veränderndes Sperrgebiet fordert von einiges ab. Vor der Reise geben die Bekanntma-chungen für Seefahrer täglich Bericht über die Lage der Sperrgebiete. Die mußten also erst-mal in die Karte eingetragen werden. Dann war es garnicht so leicht, anhand der z.T. fikti-ven Begrenzungen hindurchzusegeln. Also ab an das Funkgerät – mit Hilfe der Verkehrs-leitstelle um Fehmarn Traffic wurde auch noch das Funken geübt.

Abends trafen sich zu später Stunde fünf der sechs Schiffe in Bagenkop. Ein Schiff mußte nach Fehmarn ablaufen. Die Dringlichkeiten in der Crew hatten sich im Laufe des Tages verschoben. Alle anderen Crews saßen bis in die späten Abendstunden auf und unter Deck der Germania VI. Bei launigen Gesprächen mit fast 50 Menschen auf engstem Raum nahm das traditionsreiche Schiff mit all seinen beeindruckenden Geschichten eine weitere Ge-schichte in seine Schiffsseele mit auf. Es fanden sich nicht nur zukünftige Regatta-Crews, es wurde vor allem genetzwerkt, gelacht, geträumt und gemeinsame Segelerlebnisse vom Tag, der Saison oder den vielen Segelmeilen an Bord ausgetauscht…

Die Herbsttour – eine Tradition

… so wie schon vor 70 Jahren. Auch damals wagte eine Gruppe junger Segler des NRV und HVS eine Fahrt ins dänische Ausland, gerade einmal wenige Jahre nach dem Ende des Zwei-ten Weltkriegs. Die Lust auf Abenteuer und die Faszination des Segelns waren stärker als alle bürokratischen Hürden. Mit an Bord, der damals noch keine 20 Jahre alte Conrad Pop-

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penhusen (NRV, HVS). Er erinnert sich als das letzte noch lebende Crewmitglied: „Wir fuh-ren nach Marstall. Reisen über die Ostsee ins dänische Ausland waren zu Beginn der 50er Jahre noch gar nicht vorgesehen. Das sollte uns aber nicht abhalten“. Gesegelt wurde auf der „Hamburg V“. Die Hamburg V war die erste in Deutschland gebaute Leichtdeplacement-Hochseesegelyacht. Der HVS hatte sie erst wenige Jahre zuvor bei Abe-king & Rasmussen bauen lassen.

Die Wurzeln der Herbsttour liegen tief im Herzen des Norddeutschen Regatta Vereins (NRV) und des Hamburgischen Verein Seefahrt (HVS).

Auf Initiative von Felix Scheder-Bieschin, langjähriger Vorstand im NRV und HVS und sei-ner Frau Anni wurde aus den Ursprüngen eine Institution. Aus der HVS-Herbsttour wurde die legendäre NRV-Herbsttour. Das engagierte Ehepaar Bieschin motivierte zur Förderung der Jugend im Allgemeinen und der jungen Frauen und Mädchen in einer männerdominier-ten Segelwelt im Besonderen Eigner aus dem Verein. Das Ziel - die Schiffe vor der Fahrt ins Winterlager noch einmal der Jugend zur Verfügung zu stellen.

Heute steht die Offshore-Youngsters Herbsttour in der Tradition dieser Idee. Und die Tra-dition hat sich weiterentwickelt.

Die Herbsttour ist offen für alle Vereine, Seglerinnen und Segler, Privateignerinnen und Pri-vateigner, die ihre Leidenschaft für das Segeln mit der jungen Generation teilen. Die Offs-hore-Youngsters Herbsttour ist eine Plattform, auf der Jugendliche die Leidenschaft für das Segeln entdecken und leben können. Das Besondere an diesem Event ist, daß es von der Ju-gend im Alter von 16 bis 28 Jahren zusammen mit ihren Teams organisiert wird.

Und auch im nächsten Jahr wird die Tour wieder stattfinden. Halten Sie sich schon einmal die erste Woche der Herbstferien dafür frei.