Dass wir im 54 Boote starken Feld der Corinthian European J70 Meisterschaft vor Cascais als Gesamt 13. den Junioren-Titel geholt haben, hat sich vielleicht schon rumgesprochen. Und dass wir bei über 20 Grad auf dem Atlantik auch schönes Wetter hatten, überrascht vielleicht auch niemanden mehr. Deshalb haben wir uns entschieden, über ein paar andere Dinge zu berichten:
Mats und Bjarne haben sich netterweise auf eine 30-stündige Fahrt eingelassen, um Moritz im Sprinter samt Anhänger nach Cascais, bei Lissabon, Portugal zu fahren. Ich bin wegen meines Studiums später nachgeflogen – wer also Interesse an Nachtgeschichten hat, muss die drei befragen. Dienstags und donnerstags findet man sie meistens im NRV. Alle drei sind knapp zwei Meter groß – also schwer zu übersehen.
In der Wohnung angekommen, bekam ich die Vorwarnung, ich solle auf meinen Kopf aufpassen. Mit meinen 1,84 m war ich da noch recht entspannt – bis ich mir zwei Minuten später ordentlich den Schädel gestoßen habe. Insgesamt gab’s ca. 25 Kopfstöße, plus/minus fünf. Die Zimmer wurden zu zweit geteilt – zumindest bis Tag drei, als ich nachts um 1 Uhr spontan ins Wohnzimmer gezogen bin und mir aus Sofa & Co. ein eigenes Bett gebaut habe. Nicht wegen Streit, sondern wegen einer gewissen Person mit überdurchschnittlichem Schnarchvolumen.
Trotz intensiven Trainings und Vorbereitungen haben wir Zeit gefunden, am Strand Volleyball zu spielen. Naja – zu versuchen, Volleyball zu spielen. Dabei haben wir ein paar Leute kennengelernt: einen Briten, der professionell Beachvolleyball spielt und mir direkt mal den Ball ins Gesicht geschmettert hat, sowie zwei Amerikaner, die nach Cascais gezogen sind. Die sollten wir später noch öfter sehen.
Unser Tagesplan: Aufstehen, frühstücken, sagen, dass wir um 13 Uhr segeln wollen – und dann doch schon um 12 Uhr aufs Wasser gehen. Nach dem Segeln am Land sagen, dass wir heute nichts mehr machen – und dann doch stundenlang Volleyball spielen. Ach ja, und natürlich noch Uni.
Der Plan hielt, bis Angelika und Conny Grau anreisten. Ab dann kamen Abendessen und nette Treffen im Hafen dazu.
Dann war es so weit: Vermessung! Boot gekrant – und ready? Nee. Doch nicht. Vermessung um zwei Tage verschoben. Also Boot wieder runter, am nächsten Tag trainieren, dann wirklich Vermessung. 8:50 Uhr im Hafen, 9:20 Vermessung. Sonnenschein, eine dicke schwarze Wolke nähert sich. Mats meint nur: „Ach, die zieht vorbei.“ Spoiler: Ist sie nicht. Sie zog direkt über uns. Erst Regen, Moritz und ich sprangen unter Deck – alles lag für die Vermessung oben, also: kein Problem. Dann kam der Wind. Ohne Segel oben, fast einen Sonnenschluss gefahren. Bjarne hat instinktiv alles gerettet. Nichts passiert. Vermessung? War nach fünf Minuten durch – nach drei Stunden Wartezeit auf besseres Wetter.
Einen freien Tag haben wir uns auch gegönnt – Ausflug nach Lissabon. Natürlich mit Reiseführerin. Moritz, in seiner neuen Funktion als Reisebeauftragter, hat eine der Amerikanerinnen angeschrieben. Sie hat uns dann durch die Stadt geführt. Erstmal im Kreis. Kann passieren. Lissabon war schön – aber dort ist sonst nichts Spektakuläres passiert.
Dann kamen die Regatta Tage: 16 Knoten Wind und 3–4 Meter Welle. Unsere langjährige Alster-Erfahrung war Gold wert. Jeden Tag dachten wir: „Das waren die höchsten Wellen, in denen wir jemals gesegelt sind!“ Und am nächsten Tag: „Nee, jetzt sind es die höchsten!“
Am dritten Tag meldete Windfinder entspannte 9-14 Knoten an. Die Realität: mehr Wind. Wir wurden wieder in den Hafen geschickt, bis es weniger wurde. Alle fuhren nur mit Großsegel wieder in den Hafen. Wir? Heiß auf unseren neuen Topspeed, fuhren mit Groß, Fock und Gennaker rein – 15,9 Knoten. Neuer Rekord.
Fazit: Wir hatten unglaublich viel Spaß – auf dem Wasser und an Land. Im Corinthian-Bereich können wir europäisch auf jeden Fall ein Wörtchen mitreden. Und das Wichtigste: Wir haben extrem viel gelernt. Aus eigenen Fehlern, aus Gesprächen mit anderen – unter anderem Teams aus Brasilien, Mexiko und Australien.

Mats, Big M (Moritz), Bjarne und Henrik

Alle Ergebnisse gibt es HIER