Boris Herrmann behauptet sich weiter im vordersten Feld der Vendée Globe. Die Spitzenreiter segeln unglaublich nah aneinander. Herrmann liegt - Stand Mittwoch Abend auf Platz 2 - mit knapp 114 sm hinter dem führenden Charlie Dalin 4 Seemeilen vor dem drittplatzierten Thomas Ruyant... Aber auch die drei Nachfolgenden sind so dicht dran, dass noch Alles möglich ist. Nie war eine Vendée Globe bis zum Ende so spannend. (Zum Tracker...>)
Und nun: Wann kommt er an? Vielleicht genau in einer Woche? Als zweiter, als zehnter? Nach seinen eigene Angaben werden die kommenden vier Tage die entscheidenden sein.

Bis dahin gibt es noch genügend Zeit einen Tipp abzugeben! - Wann genau kommt Boris Herrmann an?
Wer die passendste Zielzeit - also Tag, Stunde, Minute - in UTC trifft, gewinnt ein NRV Jubiläumsbuch! Für die zweitbeste Zeit gibt es einen NRV Gin! Sendet dafür euren Tipp bis spätestens Montag, 25. Januar 24:00 Uhr per Email an presse@nrv.de. Achtung: die Zeit in Les Sables D'Olonne ist wie unsere Zeit UTC +1 - wir gehen von UTC aus und auch ohne Zeitgutschrift, sondern einfach die Uhrzeit, zu der Boris Herrmann über die Ziellinie segeln wird.

Es bleibt also noch gut eine Woche 'Nervenkitzel'. Bendix Hügelmann betont nochmal, wie wichtig es jetzt ist, »dass einfach nichts mehr kaputt geht. Boris ist so weit gekommen, er liegt so unwahrscheinlich gut im Rennen. Seine Strategie der Besonnenheit hat sich bis heute bewährt, was Boris mit diesem Rennen geleistet hat, ist unglaublich. Jetzt wünsche ich ihm nur, dass er gut uns sicher ankommt!«

Bei keiner der acht bisherigen Ausgaben gab es je ein so offenes und intensives Rennfinish. Im Moment versuchen - so die Rennleitung - die führenden Skipper, sich auf einen "Do-or-Die"-Sprint zur Ziellinie in Les Sables d'Olonne einzustellen, der nun weniger als eine Woche dauert.

Dem 35-jährigen Außenseiter Louis Burton aus Saint Malo hat vor dem Rennen quasi niemand eine Podiumsplatzierung vorausgesagt, mittlerweile sehen viele Rennbeobachter den Skipper von Bureau Vallée mit einem kleinen Vorsprung, da er am weitesten nördlich und schneller als seine nächsten Rivalen ist. Auch wenn die Rangliste ihn heute Abend als Vierten ausweist - da er westlich von seinen Rivalen liegt - es sieht so aus, als könnte er als Erster das Azorenhoch umrunden und sich dem Tiefdruck-Expresszug ins Ziel anschließen.

Der Wetterberater der Vendee Globe, Sébastien Josse, sieht ihn sogar 'deutlich' bevorteilt: "Er kann zuerst in die südwestlichen Winde kommen und von einer Bahn durch den Hochdruckkorridor mit einer konstanteren Windströmung und dann mit einem nachhaltigeren besseren Winkel als seine Verfolger profitieren. Die anderen werden mehr Rückenwind haben, was sie zwingt, öfter zu halsen. Louis könnte in der gleichen Strömung bis Les Sables d'Olonne bleiben und im Ziel mehrere Stunden Vorsprung haben."

Charlie Dalin - der derzeit Führende in der Rangliste sieht sich aber in einem 'Kopf an Kopf Rennen': "Wir werden uns unter den Azoren wieder treffen und eine Reihe von Halsen und Segelwechseln machen müssen, es gibt noch eine Menge Arbeit vor dem Ziel!"

Während die Spannung steigt und die Zeit bis zum Ziel herunterzählt, spüren die Skipper den Druck wie nie zuvor. Thomas Ruyant ist weiterhin schnell, aber der aus Dünkirchen in der Normandie stammende Skipper war sichtlich frustriert, dass er - bedingt durch einen Crash im Südpazifik - ohne Backbord-Foil beim Schlusssprint benachteiligt sein wird und möglicherweise zurückfällt.

"Ich wusste, dass der Anstieg auf dem Atlantik mit viel Steuerbordwenden kompliziert werden würde", sagte er heute Morgen im Gespräch mit der Rennmoderation. "Mit einem beschädigten Boot ist es schwierig und frustrierend, nicht mit den anderen um mich herum auf Augenhöhe zu konkurrieren. Aber hier bin ich, ich nehme meine Schwierigkeiten geduldig hin und halte an meinem Wettbewerbsgeist fest. In ein paar Tagen werden die Vorwindbedingungen es mir erlauben, die Dinge ein wenig zu stabilisieren. Dann wird der Leistungsunterschied nicht mehr so groß sein und ich werde alles tun, um den Anschluss zu halten."

Boris Herrmann hat seit seiner Passage durch die Doldrums nach und nach Kilometer für Kilometer aufgeholt und ist wieder an der Spitze dabei - Stand Mittwoch Abend in der Rangliste sogar auf Platz 2. Zudem ist bei allen aktuellen Messungen der Schnellste und es sieht tatsächlich so aus, als hätte er das Potenzial, auf einem Podiumsplatz zu kommen - zumal er nach Zieleinlauf ja auch noch eine Zeitgutschrift von sechs Stunden für seine Mithilfe bei der Suche nach dem verunglückten Franzosen Kevin Escoffiert abgezogen bekommt .

Im Interview links mit dem NDR spricht er selbst von den vielfältigen Wendungen und der spannenden Situation jetzt so kurz vor dem Ende. rechts lässt Boris Herrmann die 10 Vendée Globe Woche Revue passieren:

Boris Herrmanns Co-Skipper Will Harris kommentiert die aktuelle Situation so: »Es ist ziemlich unruhig in den Passatwinden. Boris freut sich darauf, in das Hochdrucksystem zu kommen und in das leichtere Regime einzusteigen, um sicherzustellen, dass er in der besten Form für den Zielsprint ist. Er ist sehr darauf bedacht, in den nächsten Tagen gut auf sich aufzupassen. Er ist sehr ausgeglichen und hat einen guten Kopf. Die Brise lässt schneller nach als erwartet und man kann sehen, dass Louis bereits in leichten Winden ist.«

Wie immer - es bleibt spannend, aber demnächst ist sie vorbei - die faszinierende Vendée Globe, die dank Boris Herrmann soviel Medieninteresse in Deutschland geweckt hat wie kein anderes Segelevent jemals zuvor. Dafür sagen alle Segler jetzt schon 'Danke', Danke für diese riesige Chance für unseren Segelsport.