NRV Olympic Team Surfer und iQFOiL Champion Sebastian Kördel nutzt das Karneval Rennen in Cadiz für Trimm- und Tune-Tests. Bei viel Wind ersurft sich Kördel in interessanten Rennen einen 2. Platz. Ein persönlicher Regatta Rückblick von schnellen Holländer, Fischen die während des Rennens halbiert werden, schmerzhaften Erfahrungen und unterschiedliche Bedingungen:

»Kurz umrissen war das Karneval Rennen in Cadiz eine gute Trainingsregatta für mich. Ca. 35 Teilnehmer in der IQFoil Herrenklasse, darunter 5-6 wirklich starke Fahrer, die eine Herausforderung darstellten. Viel Wind, interessante Rennen und am Ende ein 2. Platz für mich und das Ganze gerade einmal 1 Stunde 20 Fahrtzeit von meiner Wahlheimat in Tarifa entfernt.

Um einen richtigen Einblick in meine Situation zu geben und nicht nur einen Bericht über das Rennen zu schreiben gehe ich im Folgenden auf die Dinge ein, die mich wirklich beschäftigt haben. Das ist zwar technischer, aber vielleicht stößt es ja auf etwas Interesse.

Seit ich am Gardasee bei der inoffiziellen WM trotz meines schlussendlichen Siegs meine Probleme gegen die Upwind Performance des Franzosen Goyard hatte, wollte ich unterschiedliche Abstimmungen, die mehr Power in das Foil geben, unter realistischen Bedingungen testen. Deshalb habe ich in Cadiz eben diese Abstimmungen ausprobiert. Da ich keine Trainerunterstützung und somit auch kein Schlauchboot vor Ort hatte, konnte ich pro Tag (4 Rennen) immer nur eine Abstimmung testen. Hier geht es um das Zusammenspiel von Foilmast Winkel, Heckflügel Winkel, Mastfußposition, Schlaufenposition und generellem Trimm.

Am ersten Tag stellte sich recht schnell heraus, dass das Setup zwar auf der Kreuz gut lief, ich aber hoffnungslos auf dem langen Halbwindschlag zwischen dem inner und outer loop, den die Regattaleitung quer durch die ganze Bucht gelegt hatte unterlegen war. Natürlich halfen die 22-25 Knoten Wind auf diesem Kurs auch nicht wirklich und der Holländer Tak, der am Gardasee 3. wurde, dominierte den Tag. Es war schmerzhaft meinen Vorteil jedes mal auf dem Halbwindschlag zu verlieren ohne die Möglichkeit zu haben schnell am Schlauchboot zwischen den Rennen mein Setup zu verändern, so wie die meisten anderen Fahrer.

An den folgenden Tagen stellte ich mein Foil mit weniger Power ein und gewann definitiv an Pace über den gesamten Kurs. Ich lag mehrmals vorne, konnte aber nur zwei der Rennen für mich entscheiden, weil ich bei insgesamt drei anderen Rennen jeweils einen Fisch genau mit dem Foil traf und mich dementsprechend bei voller Fahrt (ca. 28 Knoten Speed) überschlug. Ebenfalls schmerzhaft, aber auf eine andere Art.

Ich denke, dass es ohne diese Überschläge und die damit verlorenen Rennen zwar enger mit dem Holländer gewesen wäre, ich ihn aber dennoch nicht hätte schlagen können. Dafür habe ich mich beim Erkennen der Windsysteme und der Dreher vor Ort zu schwer getan. Ich verstand zwar einigermaßen was vorlag, war aber meist zu langsam in meinen Entscheidungen. Hier hatte Tak definitiv die Nase vorn, wahrscheinlich seinem einmonatigen Trainingslager vor Ort geschuldet. In diesem Bereich muss ich definitiv noch viel an mir arbeiten. Falls einer der Leser einen Literaturvorschlag zu diesem Thema hat wäre ich dankbar. Ansonsten werde ich wohl mit meinem zukünftigen Trainer daran arbeiten, sobald sich etwas von Seiten des DSV hierzu bewegt.

Als Erkenntnis kann ich Folgendes aus diesem Rennen mitnehmen.

1) Ich muss noch mehr an meiner Fitness arbeiten

2) Taktik Defizite bezüglich des Erkennens von Windsystemen und des Einarbeitens in meinen Rennplan müssen behoben werden. Ein Austausch mit einem Trainer vor Ort wäre dafür sinnvoll.

3) Ich muss weiter an einer kraftvollen Abstimmung arbeiten, die ich auch auf Halbwind Kursen kontrollieren kann

Ich hoffe euch hat dieser ehrliche Einblick in das Regattageschehen abseits der Ranglistenpunkte gefallen. Ich habe auf jeden Fall noch mehr als genug Ideen für eine bessere Abstimmung und bin morgen wieder auf dem Wasser.

Viele Grüße

Sebastian

Die Ergebnisse:

https://regatas.fav.es/en/defa...

Fliegen bis der Fisch kommt.... - Bast Kördel wird in Cadiz Zweiter hinter dem Niederländer Huig-Jan TAK.