Ich bin mit 22 Jahren relativ spät dem NRV beigetreten, und war somit nie Teil der langjährig zusammen segelnden Jugendabteilung. Durch Schulzeit und Studium im stetig wechselnden Ausland sind mir die Chancen auf eine typische Karriere in den Olympischen Klassen ausserdem verwehrt geblieben. In meiner Altersklasse bleibt da im NRV auf Leistungsniveau eigentlich nur noch die Bundesliga, aber auch das Team ist mit seiner eingeschworenen Gruppe und seiner Erfolgswelle schwer greifbar.

Die Freude war also denkbar groß, als Coach Philipp zum Waszp Einsteigertraining einlud— endlich eine Gelegenheit mitzumachen, und zwar beim Foilen in einer relativ neuen Kategorie, wo man sich nicht groß gegen bestehende Persönlichkeiten und Prozesse durchsetzen muss, sondern selber durch reine Leistung und Leidenschaft direkt Teil des Movements werden kann, und als junger Erwachsener mit limitiert Zeit und Budget, Kurs und Erfolg des Vereins mitbestimmen kann.

Nach einer kurzen Einführung in Technik und Trimm-Möglichkeiten durch Philipp und Michi ging es gegen Samstag Mittag das erste Mal auf’s Wasser, jeweils vier Segler und eine Waszp und pro Coach Boat. Diese Aufteilung war Goldwert. So wurde die Wasserzeit maximiert, und es gab keinen Stress bei komplizierten Hafenmanövern oder den zahlreichen Kenterungen. Der jeweils eine Segler und drei Beobachter konnten gleichermaßen von den Trainertipps profitieren— die Waszp benötigt eine sehr ungewohnte Segeltechnik mit uA. viel Luvkrängung, und deutlich mehr Schotarbeit als Ruderbewegung, die man von aussen teils mehr wahrnimmt als beim segeln. So fingen die Mobo-Beobachter bereits nach kurzer Zeit an, selber den Seglern Tipps zuzurufen, und unter einander zu fachsimpeln. Es hat unglaublichen Spaß gemacht, als Gruppe eine komplett neue Facette des uns doch so bekannten Segelsports von Grund auf zu lernen.

Ich hatte das große Glück, dass ich schon das ein oder andere Mal auf foilenden Katamaren gesegelt hatte, und so eine Waszp aus der Nähe zumindest schonmal begutachten konnte— so hatte ich ein grobes Bild davon, was mich an Instabilität, Geschwindigkeit, und schieren Spritzwassermassen erwarten würde. Trotzdem hatten wir uns, mit Böen Konstant um die 20-25 Knoten und Wassertemperaturen unter 10 Grad, ein recht Anspruchsvolles Wochenende für den Einstieg ausgesucht— ein Dicker Neo und ein Neopren-Parka für die Wartezeit im Mobo, sowie ein ausgeprägter Sinn für’s Kräfte schonen, waren überlebenswichtig.

Die ersten Takeoffs schaffte ich schon nach kurzer Zeit fast von allein. Unter Michi Ilgenstein’s Beobachtung wurden daraus gegen Samstag Nachmittag schnell einige längere Flugzeiten. Der Fortschritt allein an diesem einen Wochenende war Rasant, so konnte ich zum Sonntag Nachmittag komplett selbstständig abheben, in alle Windrichtungen kontrolliert foilen, und für die Manöver wieder landen. Wie es nun weitergeht ist klar— es benötigt im Prinzip ein weiteres Wochenende mit Trainerbegleitung, um auf die Feinheiten des Bootstrimms einzugehen, und sich an ersten foilende Manöver ran zu versuchen. Danach ein paar Stunden freies Training um alles zu festigen, und es steht der ersten Regatta in der Waszp nichts mehr im Wege. Ich hoffe sehr, dass der NRV diese Perspektiven mittelfristig für mich und die anderen 7 angehenden Segler verwirklichen wird, damit das Waszp Projekt richtig Fahrt gewinnen kann, und auch Zukunft hat.

Von den Rahmenbedingungen war es ein perfektes Wochenende— mit den Booten aufgebaut in der Halle gelagert für mehr Wasserzeit, den Umkleiden und der Gastro im FSC und DHH für schnelle Übergänge zwischen Segeln und Pause, der fußweiten Unterkunft, und vor allem dem flachen, geschützten Wasser vor Glücksburg, für perfekte, stabile Foiling Conditions. Mein ganz herzlicher Dank gilt der NRV Stiftung, die uns all dies ermöglicht hat, sowie der Eberhard Wienholt Stiftung, die durch die Anschaffung der Waszps ebenfalls Maßgeblich an diesem Projekt beteiligt ist.