Foto: Zum sechsten Mal gewinnt Sven Kruse die Trophäe der eisigen Kultregatta. ©Udo Ott

Zwar knapp, aber entscheidend: Erfahrung setzt sich gegen junge Frauen-Power durch bei der Eisarsch-Regatta des Lübecker Yacht-Clubs. Sven Kruse gewinnt die 56. Auflage des Lübecker Kult-Events auf der Wakenitz. 

Damit trug sich Kruse zum sechsten Mal in die Siegerliste ein und ist nun der klar Führende der ewigen Bestenliste. Aber erst in der letzten von drei Runden zog der Seriensieger an der Lübeckerin Linn Welzel vorbei,  mit 22 Jahren zählte sie zu den jüngsten Teilnehmerinnen und bestritt ihre Eisarsch-Premiere. Als erste Verfolgerin vom 25 Jahre älteren Sieger Kruse verwies sie Titelverteidiger Matthias Düwel auf den dritten Platz.

Fast unbemerkt vom Publikum hatte sich Sven Kruse bei dem Rennen an die Spitze geschlichen. Nach dem Start zunächst auf Platz fünf schob er sich immer weiter nach vorn, nutzte schließlich auch die Chance, als die führende Linn Welzel ihn nicht in die Abwinde nahm, und übernahm die Führung, die er bis zum Zieldurchgang nicht mehr abgab.

„Für mich lief es sehr gut. Ich bin auf der rechten Seite gestartet, ganz gut rausgekommen und habe dann kontinuierlich Boote überholt“, berichtete Kruse, nachdem er das halbe Siegdutzend voll gemacht hatte. Linn Welzel hatte den Verlust des ersten Platzes schnell verkraftet. In Jubelpose fuhr sie Richtung Ziel, schraubte die kleine, vom Veranstalter gestellte Rumflasche auf und fuhr mit einem wärmenden Schluck in der Kehle über die Linie.

„Ein mega cooles Event. Das hat richtig Spaß gemacht“, berichtete Welzel, die im Bundesliga-Team des Lübecker Yacht-Club die Position der Steuerfrau inne hat und mit ihrer gesamten Mannschaft die Chance nutzte, um auf die Liga aufmerksam zu machen. „Es waren tolle Bedingungen für die Wakenitz, auch wenn die drei Runden schon sehr lang wurden.“ Die Topplatzierung habe sie selbst überrascht: „Ich war ohne große Erwartungen hierher gekommen. Am Ende ist es natürlich ein bisschen schade, wenn man so lange geführt hat. Leider habe ich einen falschen Winddreher bekommen, als ich Sven habe ziehen lassen.“

Titelverteidiger Matthias Düwel (Hamburg) nahm Platz drei gelassen: „Natürlich möchte man vorn sein, aber Platz drei ist schon okay.“ Er hatte bei dieser Eisarsch-Regatta zum Start die Funktion als Pfadfinder übernommen und damit die Startlinie aufgezogen. Alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer mussten hinter ihm passieren. So hatte er zwar einen knappen Vorsprung vor der Konkurrenz, aber „man ist taktisch gebunden, muss auf die rechte Seite raussegeln und kann nicht auf die anderen reagieren“. Trotzdem habe das Verfahren, mit dem alle Starter gleichmäßig auf den Kurs gebracht werden können, gut geklappt: „Ich hatte etwas Sorge, dass nicht alle damit umgehen können und es chaotisch werden würde. Aber am Ende hatte nur einer etwas geträumt.“

Jan Stemmler freute sich über den großen Zuspruch für das Event – sowohl auf dem Wasser als auch an Land. „Unter den Teilnehmern gibt es eine große Fangemeinde, die immer wieder gern zu diesem Event kommt. Die Atmosphäre ist entsprechend familiär, und unsere Eisarsch-Band sorgt für Stimmung. Für die Zuschauer ist es spannend, das Rennen zu verfolgen – auch wenn es heute nicht ganz einfach war, da die Spitze das hintere Feld überrundet hatte. Aber die Bedingungen waren bestens, für das leibliche Wohl war gesorgt, so dass alle zufrieden nach Hause fahren konnten.“

Nicht nur auf dem Kurs war vom ehemaligen Opti-WM-Teilnehmer über Bundesliga-Akteure bis hin zu Atlantik-Seglern höchste Kompetenz vertreten, auch am Ufer beobachtete große Expertise das Geschehen. Der ehemalige Starboot-Weltmeister und zweimalige Olympia-Teilnehmer Alexander Hagen war als Zuschauer dabei, bereute es, wegen einer Hüft-OP vor drei Wochen nicht selbst in das Geschehen eingreifen zu können.

(Quelle: Presseinfo Segler-Verband Schleswig-Holstein)

NDR-Beitrag: ndr.de/fernsehen/