Auf der Kreuz gen Dänemark. ©Hinrich Frank | Schiffahrtsregatta

„Schon unser traditioneller ‚Family and Friends Abend‘ am Freitag auf der Werft von Henningsen und Steckmest in Grauhöft zeigte, in welch guter Stimmung die gesamte maritime Branche gerade ist“, erläutert Dieter Gast, Organisator und zusammen mit seinem Bruder Christian Geschäftsführer von Peter Gast Shipping. „Unsere Schiffahrtsregatta ist für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer wie ein Familientreffen, man freut sich auf das Wiedersehen mit vielen bekannten Gesichtern.“ Wie im Vorjahr gab es vor der Werfthalle direkt aus dem Foodtruck Currywurst und Pommes, die Gäste standen in lockeren Gruppen zusammen und genossen die besondere Atmosphäre zwischen Yachtrümpfen und Bootshallen auf dem weitläufigen Werftgelände.

„Die Schiffahrtsregatta ist mehr als ein Networking-Event der maritimen Branche“, betont auch Christian Gast. „Auf einzigartige Weise vereint sie Entscheider und Mitarbeitende der Branchen mit Seglerinnen und Seglern und engagierten Vertretern der großen norddeutschen Segelvereine, die mit ihrer ehrenamtlichen Unterstützung die Regatta in dieser Größenordnung unter sportlich hervorragenden Bedingungen möglich machen.“

Mehr Wind als erwartet

Der Startschuss für die erste Startgruppe fiel morgens pünktlich um neun Uhr vor Schleimünde, danach ging es bei kräftigem Wind zwischen vier und 5 Windstärken aus Nord/ Nordwest auf einem Amwindkurs Richtung dänische Insel Ærø. „Viele hatten mit deutlich weniger Wind gerechnet und waren erstaunt, als sie schnell zum Trimm auf die hohe Kante mussten“, sagt Wettfahrtleiter Alexander Prinz zu Schleswig-Holstein vom Norddeutschen Regatta Verein. „Die letzten zehn Meilen

ab Skjoldnæs konnten dann noch die Spinnaker gesetzt werden, so dass alle seglerisch voll auf ihre Kosten kamen.“

Keine der 100 startenden Yachten, unterteilt in sieben Startgruppen, ging zu früh über die Linie, das letzte Schiff erreicht bereits um 15.23 Uhr den Hafen. „Die Bedingungen waren perfekt für alle, auch, weil wir von dem drohenden Starkregen komplett verschont blieben“, sagt Daniel Rüter von der Seglervereinigung Altona-Oevelgönne, der mit seinem Team das Zielschiff betreute. „Nass wurde man nur vom Spritzwasser beim schnellen Segeln oder auf dem Motorboot.“

Über den Titel „First Ship Home“ freute sich wie in den Vorjahren die Crew der STP 65 „Milan“ von NRV Mitglied  Dr. Uwe Lebens (Genuport Trade GmbH) freuen, bei deren Eintreffen im Hafen von Ærøskøbing ein donnernder Schuss aus einer alten Kanone abgegeben wurde.

Segeln vom Allerfeinsten

Im Hafen bot sich Teilnehmerinnen und Teilnehmern und den vielen Zuschauern, die extra für diesen Event einen Ausflug nach Ærøskøbing unternahmen, ein beeindruckendes Bild. Bei strahlendem Sonnenschein lagen die Yachten, über die Toppen mit den Flaggen der Reedereien, maritimen Dienstleister und Vereine geschmückt, im Hafen eng nebeneinander. „Es war ein großartiges Bild, Champagnersegeln vom Allerfeinsten“, freut sich Dieter Gast. Und Künstlerin Heinke Böhnert, jahrelang festes Crewmitglied auf dem Startschiff, ergänzt: „Es war eine wunderschöne Schiffahrtsregatta. Der Tenor der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war von einer großen Dankbarkeit geprägt. Nach den Corona-Einschränkungen und in Anbetracht der aktuellen Krisen nimmt man nicht mehr alles selbstverständlich, die Wertschätzung steigt.“

Vor der Siegerehrung im extra für die Veranstaltung aufgebauten Zelt im Hafen Ærøskøbing gingen alle Teilnehmer, angeführt von einem Spielmannszug aus Svendborg in traditionellen Uniformen, durch das malerische dänische Städtchen, das auch für romantische Hochzeitsfeiern sehr beliebt ist. „Für unsere langjährigen Teilnehmer gehört der Spaziergang durch Ærøskøbing zur Schiffahrtsregatta wie das Anlegebier im Hafen und die rauschende Party bis tief in die Nacht “, sagt Christian Gast. „Wer neu dabei ist, genießt das abwechslungsreiche Programm, die Schönheit dieses Küstenabschnitts der dänischen Südsee und die freundschaftliche, familiäre Atmosphäre, bei der sich alte Freunde treffen und neue kennenlernen.“

Sieger in sieben Wertungsgruppen

In der Wertung der klassischen Yachten siegte die „Peter von Seestermühe“ mit Skipper Christoph von Reibnitz, die für die Hammonia Reederei an den Start ging. In der Wertungsgruppe 2 nach Yardstick 92 und größer siegte die X-332 „ReläXX“, geskippert Claudia Neugebauer, eine der wenigen Steuerfrauen bei der Schiffahrtsregatta, gemeldet von der Firma Gleistein. Die Wertungsgruppe 3 mit einem Yardstick von 87-92 konnte die One-Off Yacht „Jabalina“ mit Steuermann Hans-Christoph Enge (NRV)/ Lampe & Schwartze Marine Underwriting aus Bremen gewinnen.

In der Klasse 4 mit einem Yardstickfaktor von 84-86 stand die Crew der X-412 „Claxpax“ mit Eigner Klaus Schütte für die VULKAN Kupplungs- und Getriebebau GmbH ganz oben auf dem Podest, der Sieg in der Klasse 5 mit einem Yardstickfaktor von 84 und kleiner ging an Arne Brügge von der Vega Reederei auf dem Familienschiff „Nathurn VI“, einer Sly 47.

In der Klasse 6 nach ORC-Club B konnte sich der erfahrene Regattasegler Knut Freudenberg mit seiner First 36.7 „halbtrocken“ über den ersten Platz freuen. Seine Crew erschien schon am Vorabend der Regatta in lachsfarbenen Poloshirts, wie immer fuhr er im Heck seiner Yacht einen aufblasbaren rosafarbenen Flamingo spazieren. Klasse 7 ORC-Club A gewann die „Almost Nothing“ unter der Flagge von Oldendorff Carriers.

Alle Ergebnisse en Detail gibt es als pdf-Dokument  HIER (bitte klicken)

Abschied von „Mrs Schiffahrtsregatta“

Feierlich wurde es im Festzelt, als zu ihrer großen Überraschung Ulrike Gardthausen, seit über 25 Jahren Mitarbeiterin bei Peter Gast Shipping, nach vorne gebeten wurde. Von vielen auch als „Mrs Schiffahrtsregatta“ tituliert, kennt sie wie kaum eine andere die Details dieser Großveranstaltung. „Unsere geschätzte Frau Gardthausen geht Ende des Monats in den Ruhestand“, sagt Dieter Gast. „Wir haben uns sehr gefreut, dass sie mit standing ovations von allen verabschiedet wurde und so noch einmal eine große Anerkennung für ihre Verdienste bei der Organisation dieser Regatta bekommen hat.“

Von Christian Gast bekam Ulrike Gardthausen als Dankeschön eine maritime Armbanduhr der Hamburger Traditionsfirma Wempe. Ebenfalls persönlich geehrte wurde der 81-jährige Journalist und Fotograf Jens Meyer, der die Schiffahrtsregatta seit vielen Jahrzehnten redaktionell begleitet. Er bekam als Dank von der Firma Peter Gast Shipping eine Glasenuhr, ebenfalls von Wempe.

Ein besonderes Highlight war der von der Berenberg Bank organisierte Film über den ersten Abend in Grauhöft und die Regatta mit Statements von vielen Teilnehmern, der direkt im Anschluss an die Preisverteilung gezeigt wurde. „Mit diesem Film ist es gelungen, das ganz besondere Flair der Veranstaltung einzufangen und viele unserer bekannten Teilnehmer zu Wort kommen zu lassen“, sagt Dieter Gast.

Unter den Gästen der 39. Peter Gast Schiffahrtsregatta waren unter anderem Dr. Harald Vogelsang, Vorstandssprecher der Haspa Hamburg, natürlich auf dem gleichnamigen Schiff. Neben ihm auf der hohen Kante saßen u.a. Musiker Joja Wendt, Hjalmar Stemmann (Vorstand der Handwerkskammer Hamburg) und Unternehmer Ulrich Wachholtz. An Bord der schnellen TP 52 „Outsider“ von Immobilienunternehmer Tilmar Hansen, geskippert von Bo Teichmann, segelte unter anderem Derya Sabaz von der türkischen Werftgruppe Besiktas. Besiktas gehört seit Jahren mit einer aus einem Eisblock bestehenden Bar zum Kreis der Unterstützer der Schiffahrtsregatta. An Bord der „Nike“ nahm Kurt Zech/ Zech Group an der Regatta teil, Johann Killinger/ Buss Group segelte auf „Black Jack“, Axel Schroeder von MPC Capital auf dem Atlantikrenner „Uca“. Auf der „Broader View Hamburg“ segelte die Crew des DNV Maritime mit Torgeir Sterri, Regionalmanager, und Rasmus Stute, Country Manager Germany. Schiffsklassifizierer DNV ist einer der Hauptunterstützer der Veranstaltung.

2023 findet die 40. Schiffahrtsregatta statt

„Nach der Schiffahrtsregatta heißt für uns vor der Schiffahrtsregatta“, lacht Christian Gast. „Wir bereiten uns nun auf die 40. Auflage der Regatta vor und hoffen, im nächsten Jahr vor allem viele Schiffe und Teilnehmer begrüßen zu können, die seit Jahrzehnten fest dazu gehören.“ Die Schiffahrtsregatta entstand 1982 auf der Messe SMM aus einer Wette zwischen Schifffahrtskaufleuten und fand 1983 zum ersten Mal statt. Nur im Jahr 2020 musste sie aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen.

Die Durchführung der Regatta wird von den Wettfahrtteams der drei Vereine Kieler Yacht Club (KYC), Norddeutscher Regatta Verein (NRV) und Segler-Vereinigung Altona-Oevelgönne (SVAOe) geleistet.

Text: Sandra-Valeska Bruhns | Schiffahrtsregatta & Red

Impressionen und Stimmungsbilder der Schiffahrtsregatta 2022 - eine filmische Zusammenfassung von aqua-TV:

Fotos: ©Hinrich Frank | Schiffahrtsregatta