Hallo liebe Freunde und Unterstützer des NRV Olympic Teams!

Bestimmt fiebert ihr schon bei den Team-Mitgliedern unseres Olympic Teams mit, die bei der Kieler Woche an den Start gehen. Bevor es morgen mit dem olympischen Teil weitergeht, möchte ich euch kurz von meinen letzten beiden Wettkämpfen berichten und mich schon einmal entschuldigen, dass man uns Kitesurfer leider nicht bei der Kieler Woche in Schilksee antreffen wird. Wir sind die einzige olympische Klasse, die bei der KiWo nicht dabei sein kann, da Schilksee leider keine guten Voraussetzungen für uns liefert was das Starten und Landen der Kites, aber auch das Seegras im Sommer angeht.

Daher verbrachten wir die letzte Woche bei der Kitefoil World Series am Traunsee in Österreich. 

Dies ist die Welt-Cup Serie unserer Klasse, die neben der World Sailing Serie, ihren eigenen Toursieger am Ende der Saison und nach 4 Wettkämpfen kürt. Der Traunsee erwartete uns für 3 Trainingstage mit schöner Thermik und kühlem Wasser. Für diejenigen, die noch nie am Traunsee waren, es fühlt sich ein bisschen wie klein Gardasee an. Eiskaltes Wasser, die Berge im Hinterland erwärmen sich im Laufe des Tages und es entsteht ein schöner Wind (geographisch bloß um 180 Grad gedreht). Pünktlich zum Wettkampf Start kam das System aber leider ins Wanken durch einen Gradienten und wir warteten vier Tage auf Wind.

Am Samstag konnte dann ein Rennen gestartet werden, doch nach zwei Männer-Fleets hatte der Wind zum Frauen Rennen schon so stark abgenommen, dass es nur noch 6 Mädels ins Ziel schafften. Unter diesen 6 Mädels war ich leider nicht, da ich auf der Layline wendete und nicht mehr genug Wind war, um in die neue Richtung weiter zu fahren. Der Kite trudelte vom Himmel, es war nicht einmal mehr genug Wind, um ihn wieder zu starten.

Also fuhr ich an diesem Tag leider mit dem Motorboot nach Hause. Den gesamten Abend verbrachten wir im großen Zelt mit dem Protest gegen die Wettfahrtleitung, sodass am Ende alle, die es nichts in Ziel geschafft hatten, einen siebten Platz als Wiedergutmachung mit in die Wertung nahmen, da der Wind nachweislich unter unsere Klassen-Grenze von 6 Knoten abgenommen hatte.

Am Sonntag wachte ich mit starken Bauchschmerzen und einem zittrigen Körper auf. Ich hatte mir am Abend vorher einen Virus eingefangen oder etwas falsches gegessen, auf jeden Fall fühlte ich mich nicht einmal in der Lage das Bett zu verlassen. Über den Vormittag wurde es immer schlimmer und natürlich kam dann der seit Tagen ersehnte Wind und die ersten Rennen wurden gestartet. Darian versorgte mich mit Medikamenten und baute all mein Material auf, während sich meine Mama um Levi kümmerte. Irgendwie schaffte ich es in meinen Neo und konnte mit letzter Kraft den Kite starten und etwas verspätet an meinem Start teilnehmen. Dadurch, dass der Wind wieder grenzwertig wenig war, konnte ich einige gestürzte Kiterinnen aufholen und mit der richtigen Taktik noch 9. werden. Jede Pause zwischen den Rennen nutzte ich, um etwas Cola und Bananen zu mir zu nehmen und mich auszuruhen. So konnte ich im zweiten Rennen mit einem Steuerboardstart vor der ganzen Flotte einen fünften Platz und im letzten sogar einen dritten Platz einfahren. Im Gesamt-Klassement landete ich damit auf dem vierten Platz und bin mehr als zufrieden.

Steuerbordstart - Leonie Meyer
Von rechts komme ich mit Steuerboard und schaffe es dann vor dem Feld vorbei.

Noch vor zwei Wochen hatte ich beim World Sailing WorldCup in Holland den sechsten Platz eingefahren und konnte zum ersten Mal einen Lauf im internationalen Feld gewinnen. Daher bin ich mit dieser Entwicklung mehr als glücklich, auch wenn ich weiß, dass zur Zeit noch alles wirklich perfekt laufen muss, damit ich in die Top 5 fahre. Aber es ist schön zu sehen, dass wenn dies der Fall ist, ich es schaffen kann.

Im letzten Monat hatte ich die Chance für zwei Wochen mit Segel-Ikone Iker Martinez in Fuerteventura zu trainieren. Darian, Levi und ich durften mit meiner britischen Trainingspartnerin bei Iker einziehen und er trainierte uns mit seinem kleinen Motorboot. Das Training war so intensiv, wie bisher noch kein anderes. Iker hat mich und unser kleines Familien-Projekt so sehr in sein Herz geschlossen, dass er mein Mentor für diese Kampagne geworden ist. Ein zweifacher Medaillen-Gewinner (Gold und Silber im 49er), mehrfacher Welt- und Europameister und Volvo Ocean Teilnehmer hat einen so großen Erfahrungsschatz, dass ich einfach nur dankbar bin ihn an meiner Seite haben zu dürfen. Aber vor allem sein großartiges Verständnis für meine Rolle als Mama gibt mir Bestätigung und Vertrauen in dieses Projekt.
Ein großes Dankeschön an den NRV und alle Partner des Olympic Teams, dass dies nicht das letzte Trainingslager mit dieser Segel-Ikone gewesen sein wird.
Jetzt geht es aber erst einmal zum Gardasee zur italienischen Meisterschaft mit dem DSV Trainer Chris Rashley und meinen beiden Kite-Jungs Flo und Jannis. Darian, Levi und meine Mama haben mich gestern verlassen und ich versuche mich jetzt in den ersten 10 Tagen alleine. Einfach mal nur Athletin sein, wer weiß ob ich das noch kann? ;)

Falls jemand von euch Flo und mich mal besuchen kommen möchte, hier sind unsere nächsten Wettkämpfe und Trainingslager:

- Gardasee, Campione 22.-26.6. - Marseille 27.6.-01.07.
- Reise 11.-14.07.
- Gizzeria 14.-24.07.

- Marseille 28.07.-06.08.
- Den Hague 15.08.-21.08. - Tarifa 23.08.-31.08.

So genug von mir, viel Spaß bei der Kieler Woche für alle, die teilnehmen, die zuschauen oder die Ergebnisse im Internet mitverfolgen. Ich drücke euch die Daumen!

Liebe Grüße, Leonie