Hallo liebe Freunde und Unterstützer des NRV Olympic Teams!

Ich habe lange nichts von mir hören lassen, das hatte, wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, einen guten Grund: Unser Sohn Levi hat am 08. Mai das Licht der Welt erblickt und macht uns seitdem jeden Tag glücklicher.

Nachdem der Kleine es in meinem Bauch so gemütlich fand, dass er nicht von selber kommen wollte, mussten wir im Krankenhaus einleiten und haben eine recht spektakuläre Geburt hingelegt. Durch Corona konnte Darian, trotz zweifach Impfung lange Zeit nicht dazukommen, da der Kreißsaal zu voll war, und ich lag somit ziemlich lange alleine (ohne Darian, aber auch ohne sonst irgendeine medizinische Betreuung) in den Wehen, was mich ordentlich aus dem Konzept gebracht hat. Als wir dann endlich vereint waren und einen Platz im Kreißsaal bekommen hatten, sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Dennoch war dies die wohl anstrengendste körperliche Belastung, die ich bisher geleistet habe. So eine Geburt ist eben wirklich eher ein Marathon, als ein Sprint. Bei uns ging der Marathon 18 Stunden und ich weiß, dass viele Frauen sogar noch länger in den Wehen liegen.

Ich kann nur sagen: Ein Hoch an alle Mamas da draußen. Was ihr leistet, konnte ich persönlich erst verstehen, als ich selbst eine geworden bin. 

Da denkt man als Sportlerin, man ist für alles gewappnet. Noch einige Tage zuvor war ich in der 41. Woche noch mit dem Rennrad über den Kanal zur Akkupunktur geradelt, zur Einleitung bin ich auch mit dem Fahrrad gekommen. Ich fühlte mich wie eine richtig fitte Schwangere, die bereit ist für den großen Auftritt.

Da denkt man als Sportlerin, man ist für alles gewappnet. Noch einige Tage zuvor war ich in der 41. Woche noch mit dem Rennrad über den Kanal zur Akkupunktur geradelt, zur Einleitung bin ich auch mit dem Fahrrad gekommen. Ich fühlte mich wie eine richtig fitte Schwangere, die bereit ist für den großen Auftritt.

Meinen Körper hat das während der Geburt aber nicht interessiert, ob ich sportlich bin oder nicht, am Ende sind glaube ich alle Frauen erschöpft, egal von wo sie kommen. Das war auf jeden Fall eine ganz neue Erfahrung für mich, aber auch eine sehr schöne. Levi ist bei den Ultraschall- Messungen ordentlich durchs Raster gefallen und hat ganze 500g mehr gewogen, als er vorher ausgerechnet wurde.

Auch das hat mein Körper nicht so gut weggesteckt, wie ich es erwartet und erhofft hatte. In den ersten zwei Wochen musste ich dann auch noch mit Komplikationen kämpfen und konnte - ungelogen - in diesen zwei Wochen nicht länger als fünf Minuten stehen.

Ich konnte mein eigenes Kind nicht am Wickeltisch wickeln, ich konnte nicht selber die Wäsche machen, ich konnte mir nicht einmal etwas zu essen kochen, geschweige denn einkaufen - in all diesen Dingen war ich auf Hilfe angewiesen. Wer mich gut genug kennt, weiß, dass das ein Zustand ist, den ich nicht gut aushalten kann.

Zum Glück hat uns dieses wunderbare Kind diese Zeit so einfach gemacht, wie es nur konnte. Als hätte er gespürt, dass es Mama nicht gut geht und Papa auch noch ganz schön kaputt ist - ich habe so einen ruhigen Säugling vorher noch nie gesehen. Manchmal habe ich mich gefragt, ob er nicht krank ist, so lieb und genügsam, wie Levi ist.

Es gibt keinen Tag, an dem ich mich nicht frage, womit wir diesen kleinen Engel verdient haben... Und womit ich so eine tolle Familie verdient habe, meine Mama hat uns wochenlang unterstützt, uns umsorgt und unseren Haushalt geschmissen - „mothering the mother“ hat sie gesagt und das auch so gelebt.

Nach zwei Wochen ging es mir schlagartig besser, ich konnte wieder stehen, sogar mit dem Kinderwagen nach draußen und ein paar Schritte laufen und seit dem geht es wieder rasant voran. Schon 5 Wochen nach der Geburt stand ich wieder auf einem Foilboard und letzte Woche war ich das erste Mal wieder mit meinem Racematerial draußen. Dieses Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Es hat sich durchs Mama-werden nichts geändert, ich liebe es immer noch und sehe meinen Traum von Olympia klarer denn je. Vor dem Training noch schnell stillen, dann ab aufs Wasser und meine Mama mit Levi am Strand. So hatte ich mir das vorgestellt (und meine Mama glaube ich auch) :)

Als wir abends nach Hause gefahren sind habe ich zu Darian gesagt: Ich glaube, das hier ist exakt das, wofür ich auf die Welt gekommen bin - das ist der Sinn meines Lebens. 

Mama sein und den Traum von Olympia leben.

Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, sind wir Kiter jetzt nicht mehr im Team olympisch, sondern als Einzeldisziplin. Ehrlich gesagt sind Flo und ich ein bisschen traurig darüber, wir sind so ein starkes Team und ich könnte mir keinen besseren Teampartner vorstellen. 

Wir wollten unbedingt zusammen auf dem Podium stehen in Paris 2024. 

Aber auf der anderen Seite sind wir natürlich immer noch ein Team, das NRV Kite Team, und nun kämpfen wir eben gemeinsam dafür, dass jeder von uns seine Medaille auf den Spielen holen wird. Für den Kitesport ist es auf jeden Fall ein großer Erfolg, dass nun zwei Disziplinen in Paris an den Start gehen werden.

Flo und Levi haben sich natürlich auch schon kennen gelernt - Levi war schon in Garmisch

In den nächsten drei Monaten steht für mich die Examensvorbereitung an erster Stelle, da ich im Oktober mein zweites Staatsexamen schreiben werde. Drei Monate Lernen habe ich schon hinter mir und es klappt mit Kind erstaunlich gut die 8 Stunden lernen am Tag zu schaffen. Natürlich nur mit der Hilfe von Darian, der gerade Elternzeit hat, und meiner Mutter.

Im September werde ich als ersten Wettkampf die Europameisterschaft in Frankreich bestreiten und im Oktober direkt nach dem Examen die Weltmeisterschaft auf Sardinien. Im Anschluss daran werde ich mit Darian 6 Monate lang von Trainingslager zu Wettkämpfen und wieder zu Trainingslagern reisen. Hoffentlich haben wir bis dahin endlich einen Trainer - der DSV war leider bisher weiterhin unerfolgreich in der Suche, sodass wir immer noch ohne Bundestrainer dastehen und dies wird sich noch mindestens bis nach den Spielen hinziehen.

Eine Bitte in eigener Sache habe ich noch an euch: Ich habe die Ehre unter die besten 5 Sportstipendianten der Deutschen Sporthilfe gewählt worden zu sein. Um ein Stipendium für die nächsten 1,5 Jahre gewinnen zu können, brauche ich eure Stimmen.

- Auf www.sportstipendiat.de könnt ihr für mich abstimmen
- Außerdem zählt jeder Like unter all meinen Sporthilfe-Posts auf Instagram als eine Stimme für mich. Dort findet ihr mich als „leoniemeyer“ https://www.instagram.com/leon...

Ich würde mich über die Wahl sehr freuen, weil ich zeigen möchte, dass Mama sein und Medizinstudium den Leistungssport nicht ausschließen. Ich finde, der Sport braucht starke Athletinnen als Vorbilder und ich möchte dies gerne für jüngeren Sportler/innen sein.

Vielen Dank für die tolle Unterstützung!
Und an mein Super-Segler-Team: Ganz viel Erfolg und viele tolle Erfahrungen in Tokyo!!!

Liebe Grüße aus Kiel, eure Leonie